Zugfahrt von Kapstadt nach Johannesburg: Tipps & Infos für die Bahnreise durch Südafrika
In diesem Artikel erfahrt ihr, welche Züge ihr in Südafrika benutzen könnt und wie ihr sie bucht. Ich konzentrier mich dabei auf die Bahnstrecke zwischen Kapstadt und Johannesburg. Diese haben wir im Anschluss an unseren Roadtrip durch Südafrika mit dem Shosholoza Meyl-Nachtzug zurückgelegt. Weiter unten findet ihr einen Erfahrungsbericht über die Zugfahrt von Kapstadt nach Johannesburg, in dem ihr erfahrt, welche Abenteuer wir bei der Fahrt erlebt haben.
Aktuelle Infos: Seit Beginn der Corona-Pandemie wurden viele der Shosholoza-Meyl-Verbindungen eingestellt und bis heute nur sehr unregelmäßig betrieben. Das Schienennetz ist an vielen Stellen durch Schäden unterbrochen. Zuverlässig buchen lassen sich derzeit nur die Züge vom Blue Train, Rovos Rail und dem Shongololo Express buchen.
Züge in Südafrika
Shosholoza Meyl
Die öffentlichen Fernstreckenzüge sind eine tolle und preiswerte Variante um das Land zu entdecken. Leider sind die Schienen nicht im besten Zustand, sodass nur geringe Geschwindigkeiten erreicht werden. Die schlechte Beschaffenheit der Gleise ist keineswegs ausreichend auf die Jahre alten Fahrpläne übertragen worden. So stimmen in der Regel nur die Abfahrtszeiten. Auf alle Ankunftszeiten könnt ihr mehrere Stunden Verspätung hinzurechnen.
Der Zug von Kapstadt nach Johannesburg startet mittwochs, freitags und sonntags um 9:05 Uhr. Der Gegenzug startet an den gleichen Wochentagen um 10:30 in Johannesburg. Die Fahrt dauert offiziell 33 Stunden. Johannesburg erreicht ihr also gegen 18 Uhr am Folgetag. Unsere Fahrt damals hat sogar 36 Stunden gedauert, wobei die offizielle Ankunftszeit noch mit 12 Uhr angegeben war. Die Züge besitzen 2er- und 4er-Abteile mit Betten und Waschbecken. Tagsüber ist das obere Bett hochgeklappt, sodass ihr sitzen könnt. Toiletten und Duschen sind an den Enden jedes Waggons. Es gibt einen Restaurant-Waggon, ihr könnt euch Essen aber auch ins Abteil bestellen.
Premier Class
Luxus-Züge
Durch Südafrika verkehren regelmäßig mehrere Luxus-Züge. Die Preise starten selbst bei kurzen Verbindungen inzwischen bei mehr als 23.000 Rand (etwa 1.300 Euro) pro Person. Bei so viel Kohle ist klar, dass Backpacker nicht die Zielgruppe dieser Züge sind. Die Fahrten dauern alle länger als zwei Nächte. Das liegt daran, dass unterwegs noch einige Exkursionen stattfinden. Es handelt sich also eher um eine kostspielige Erlebnis-Tour, als um einen reinen Transfer. Übrigens behaupten alle Anbieter, der luxuriöseste zu sein.
The Blue Train
Rovos Rail
Die Züge von Rovos Rail sind wunderschön restauriert und erinnern eher an ein 5-Sterne-Hotel. Die Züge fahren durch mehrere Länder im südlichen Afrika. Theoretisch könntet ihr bis nach Dar es Salaam, der Hauptstadt Tansanias, fahren. Das Prinzip ist ähnlich wie beim Blue Train, jedoch fahrt ihr sogar schon um 11 Uhr in Kapstadt los und haltet am ersten Tag noch in Matjesfontein für eine Exkursion. Am zweiten Tag besucht ihr ebenfalls die Mine in Kimberley. Auch Rovos Rail fährt inzwischen nach Pretoria und hält nicht mehr in Johannesburg. Die Preise für die Tour von Kapstadt nach Pretoria starten bei 24.000 Rand (1.400 Euro) pro Person.
Shongololo Express
Wenn ihr für die ganze Fahrt von Kapstadt nach Pretoria 15 Tage und das nötige Kleingeld übrig habt, ist der Shongololo Express das Richtige für euch. Der Shongololo Express gehört zu Rovos Rail und führt euch in zwei Wochen quer durch Südafrika. Dabei befährt er auch Streckenteile, die sonst nicht von Personenzügen genutzt werden. Ihr besucht unter anderem die Panorama-Route, den Kruger Nationalpark, die iSimangalios Wetlands und die Garden Route. Eine genaue Route der Good Hope Tour findet ihr auf der Website. Natürlich sind auch im Shongololo Express alle Kabinen mit eigenem Bad, riesigem Bett und Flatscreen-TV ausgestattet. Die Preise starten bei etwa 100.000 Rand (knapp 6.000 Euro) pro Person. Zum Vergleich: So viel haben wir nicht einmal zu zweit für unseren dreiwöchigen Road-Trip ausgegeben – inklusive Flügen.
Die Züge in der Übersicht
Shosholoza Meyl Tourist Class | Premier Class | Luxus-Züge | |
---|---|---|---|
Tickets ab | 33 Euro | 180 Euro | 1.300 Euro |
Abfahrtstage | Mi, Fr, So | Di (ab Kapstadt) Do (ab Johannesburg) | 4-5 Mal im Monat |
Abfahrtszeit Kapstadt | 9:05 Uhr | 9:05 Uhr | 11 Uhr (Rovos Rail) 14 Uhr (Blue Train) |
Offizielle Fahrtdauer | 31 Stunden | 25 Stunden | 3 Tage (2 Nächte) |
Mahlzeiten | Nicht inklusive, aber günstig | Inklusive | Inklusive |
Erfahrungsbericht mit Shosholoza Meyl
So erging uns auf der Fahrt von Kapstadt nach Johannesburg mit dem Shosholoza Meyl. Dabei handelte es sich um die letzte Etappe unserer Rundreise durch Südafrika.
Vorbereitungen
Die Tickets für die Fahrt in der Tourist Class der Shosholoza Meyl von Kapstadt nach Johannesburg kaufte ich über Southafricanrailways (die Website ist jetzt leider down) bereits in Deutschland. Der Abfahrtstag sollte mein Geburtstag sein. Ich liebe Bahnreisen und machte mir somit selbst ein cooles Geschenk. Der Kauf lief ganz problemlos über ein Bestell-Formular. Kurz darauf bekam ich ein Email mit vielen Infos und einem Bezahl-Link für die Kreditkarte. Das ging alles problemlos und nach wenigen Tagen bekam ich einen Voucher mit Reservierungsnummer zugeschickt.
Laut Fahrplan sollte die Ankunft in Johannesburg am zweiten Tag der Bahnfahrt um 12 Uhr mittags sein. Jo’burg spielte in unseren Reiseplänen keine große Rolle. Daher dachte ich zunächst darüber nach, den Rückflug schon am Tag unserer Ankunft zu buchen. Schließlich ging der Flug erst um 20 Uhr, wir hätten also acht Stunden Zeit, um vom Bahnhof zum Flughafen zu kommen – das muss doch reichen. Nachdem es kurz zuvor bei einer Reise in Panama schon einmal sehr knapp wurde, baute ich letztendlich aber doch einen Tag Puffer in Johannesburg ein. Das sollte sich als unfassbarer Geistesblitz herausstellen.
Abfahrt in Kapstadt
Gegen 7:30 Uhr checkten wir im Hotel aus und fuhren mit dem Taxi zum Bahnhof. Unser Fahrer wollte uns erst am Eingang vom Blue Train herauslassen. Er freute sich fast, als wir ihm sagten, dass wir mit dem „normalen Zug“ würden. Da wurde mir erneut klar, dass nicht viele Europäer mit dem Shosholoza Meyl Personenzug fahren. Das Bahnhofsgebäude ist ziemlich groß, allerdings gibt es nur zwei Schalter. Dort zeigten wir unsere Reservierungsnummer vor, erhielten im Gegenzug die Tickets und wurden direkt vor das Gleis geschickt. Dort warteten wir mit einer Reihe anderer Menschen, überwiegend Südafrikanern, die teilweise Unmengen an Gepäck mit sich hatten. Schließlich wurden zwei Listen aufgehängt, auf denen die Namen aller Reisenden stand, inklusive der entsprechenden Waggon- und Abteilnummer.
Um etwa 8:30 Uhr öffnete das Gleis und wir konnten unser Abteil in Waggon Nummer 4 beziehen. Dieses war nicht riesig, aber ganz gemütlich. Das Fenster ließ sich auch öffnen, bei der Wärme nicht schlecht. Pünktlich um 9:05 verließen wir den Bahnhof. Die Ausfahrt aus Kapstadt war wunderschön mit einem letzten Blick auf den Tafelberg. Langsam tuckerten wir durch die kleinen Vororte heraus aus Kapstadt.
Essen und Ausblick genießen
Die Fahrt verlief ruhig und wir genossen den Ausblick über die Western Cape Region. Gegen 12 Uhr kam eine Zug-Angestellte vorbei und gab uns eine Menükarte für das Mittagessen. Wir konnten sogar im Abteil essen, was wir für praktisch hielten. Nach 20 Minuten hatten wir unser Reis mit Rindfleisch, Gemüse und Salat vor uns liegen. Dazu bestellten wir zwei große Flaschen Wasser. Zwei Portionen und Getränke kosteten nur 100 Rand, also keine 6 Euro. Geschmacklich war das Essen okay, aber leider fast kalt. In der Schule hätte es eine 3 Minus bekommen.
Den restlichen ersten Tag verbrachten wir damit, aus dem Fenster zu gucken und die Fahrt durch Canyons und zahlreiche Naturreservate zu genießen. Zum Sonnenuntergang aßen wir im Restaurantwagen. Dort waren unsere Burger zwar nicht besonders gut, aber immerhin warm. Die Getränke waren gekühlt und lecker. Vor allem zum Abendessen war die Aussicht mit tief stehender Sonne einfach der Hammer. Die kann auch im Blue Train nicht besser sein.
Frühstück und Verspätung
Am nächsten Morgen wachte ich relativ früh auf. Gegen 7 Uhr hielten wir in Kimberley, dem Ort mit der berühmten Diamantenmine. Sofort wurde mir klar, dass wir schon ziemlich viel Verspätung haben mussten. Denn Kimberley sollten wir eigentlich gegen 4 Uhr nachts erreichen. Kurz darauf klopfte der Schaffner an der Tür, um unsere Frühstückswünsche entgegen zu nehmen. Dabei fragte ich ihn, wieviel Verspätung wir hätten, woraufhin er nur meinte: „Nicht mehr als sonst auch. Wir sind bald da.“ Wir mussten beide lachen, weil klar war, dass diese Info nichts wert war.
Unser Frühstück war schlechter als das Essen am Tag zuvor. Wir bestellten Toast mit Bacon und Ei, beides war nicht essbar. Ich empfehle euch nur auf die Variante mit Käse und Tomate zurückzugreifen. Der Kaffee war aber gut.
Draußen hatte sich die Landschaft merklich verändert. Sie war deutlich schroffer und kahler geworden. Dafür fuhr der Zug nun nur noch im Schneckentempo und blieb mehrfach stehen, manchmal für fast eine Stunde. Zum Mittagessen hatten wir schon 5 Stunden Verspätung. Gut, dass ich unseren Flug erst für den nächsten Abend gebucht hatte.
Stop-and-Go am zweiten Tag
Die Abwechslung der Landschaft entschädigte für das langsame Vorankommen. Es war ein ständiges Stop-and-Go. Auf Google Maps checkte ich unsere Position und mir wurde klar, dass wir erst gegen Abend in Johannesburg einfahren würden statt um 12 Uhr mittags. Unsere Unterkunft in Johannesburg, das Melville Manor Guesthouse, hatte uns einen Fahrer namens Levy bereitgestellt. Dieser sollte uns am Bahnhof abholen. Über WhatsApp sagte ich ihm, dass es später werden würde – insgesamt verschob ich unsere Ankunftszeit fünfmal.
Als wir um 17 Uhr in Klerksdorp hielten, stieg ich aus und unterhielt mich mit ein paar Mitreisenden. Eigentlich hätten wir hier um 8:30 Uhr abfahren sollen. Alle kamen aus Johannesburg und waren auf der Rückreise von Familienbesuchen. Ich erfuhr, dass die Regierung über Jahrzehnte nichts an den Gleisen ausgebessert hatte und die Fahrt nun immer mindestens 36 Stunden dauern würde. Selbst die Luxus-Züge wären immer verspätet. Statt genervt zu sein, bestellten wir uns daher noch eine Runde Beef Curry und ein Bier. So ist das dann halt.
Ankunft in Johannesburg
Gegen 20 Uhr fuhren wir durch die ersten Townships von Johannesburg. Auch hier zog sich die Fahrt noch etwas hin. Schließlich erreichten wir gegen 22:00 Uhr und somit nach 37 Stunden Fahrt den Bahnhof von Johannesburg. Ich verabredete einen Treffpunkt mit Levy und wir fanden uns innerhalb weniger Minuten. Ich entschuldigte mich mehrfach für die Verspätung, aber seine Reaktion war sehr lässig. Er sei eh den ganzen Tag unterwegs gewesen und kenne das Spiel. Vor 19 Uhr kam der Zug seit Monaten nicht mehr in Johannesburg an. Wir lachten und waren alle drei froh, dass wir nun zum Guesthouse fahren konnten. Müde aber glücklich über ein weiteres Abenteuer checkten wir in der Unterkunft ein und gingen anschließend etwas essen. Mit Levy verabredeten wir noch den Transfer zum Flughafen am nächsten Tag.
Fazit
Ich würde jederzeit wieder mit den Zügen von Shosholoza Meyl fahren. Allerdings nur ohne jeden Zeitdruck. Die Fahrpläne wurden inzwischen leicht angepasst, jedoch sind jederzeit weitere Verspätungen möglich. Plant für den Ankunftstag in Johannesburg also keine weiteren Aktivitäten und schon gar keine Flüge ein.
Die Fahrt durch die vielseitige Natur ist wunderschön und ein echtes Erlebnis. Die Betten sind bequem und die Angestellten super nett und hilfsbereit. Die Abteile sind zwar nicht sonderlich groß, aber vollkommen ausreichend. Das Essen ist in Ordnung und sehr günstig. Ihr müsst euch gar nicht groß mit Proviant eindecken, außer mit ein paar Snacks und vielleicht etwas Wasser.
In einigen Foren wird das Thema Sicherheit hinterfragt und auch innerhalb Südafrikas wurden wir immer wieder gefragt, ob die Fahrt denn sicher sei. Ich kann das nicht ganz nachvollziehen, denn sowohl am Bahnhof in Kapstadt, als auch während der Zugfahrt haben wir uns sehr sicher gefühlt. Natürlich solltet ihr im Restaurantwagen jetzt nicht eure Rolex direkt auf den Tisch legen. Wertsachen gehören immer in eure Nähe und nicht unbeaufsichtigt. Das gilt in Deutschland aber genauso. Einzig die Gegend rund um den Bahnhof von Johannesburg gilt als problematisch. An unserem Gleis standen aber viele Sicherheitsleute und unser Fahrer holte uns direkt an der Rolltreppe ab. Am Tag nach unserer Ankunft sind wir noch einmal bei Helligkeit in der Gegend gewesen und haben uns nicht sehr wohl gefühlt. Im Bahnhof selbst ist das aber kein Problem. Der Weg zu den Taxis ist gut ausgeschildert und viele Unterkünfte bieten Abholdienste vom Bahnhof an.
Auf meiner nächsten Tour würde ich gerne einmal die Premier Class testen, vielleicht sogar in die andere Richtung. Der Aufpreis für die Luxus-Züge ist mir nach wie vor viel zu hoch. Aber Zugfahrten in diesem Preissegment sind sowieso eine Welt für sich.
Weitere Impressionen der Fahrt
WILLKOMMEN AUF ROUTENWELT
Hi, ich bin Milan. Auf meiner Seite stelle ich euch die besten Reiserouten für Backpacker vor…weiterlesen
Während unserer Rundreise durch Südafrika machten wir einen kleinen Abstecher nach Lesotho. Der Weg über die Grenze von Südafrika war an sich schon ein Abenteuer. Denn die Zufahrtsstraße auf den Sani Pass ist eine der spektakulärsten Straßen Afrikas. Oben erwartet euch eine vollkommen andere Welt und die inoffiziell höchste Kneipe des Kontinents.
Auf dieser Seite findet ihr meine Packliste für Südafrika und die Nachbarländer. Dabei handelt es sich um eine Packliste für eine Mietwagen-Rundreise durch Südafrika, Eswatini und Lesotho. Grundsätzlich ist auch hier ein Rucksack praktischer als ein Rollkoffer.
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Danke für die nützlichen Infos. Mal sehen, ob ich den Shosholoza Mail im Juli nutzen kann. Kleine Korrektur: Das Big Hole in Kimberley ist eine stillgelegte Diamantenmine, keine Goldmine! 😉
Hi Matthias,
absolut richtig. Danke für den Hinweis, hab ich abgeändert 🙂 Viel Erfolg bei der Buchung.